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Kinder, Schule und Diabetes: Therapie und Essen ohne Aufsicht der Eltern

Wird beim eigenen Kind Diabetes mellitus Typ 1 diagnostiziert, so übernehmen zunächst die Eltern das Therapiemanagement. Mit zunehmendem Alter des Kindes kann und soll die Verantwortung für Therapie und Krankheitsverlauf stückweise an das Kind abgegeben werden. Das ist wichtig, denn es werden immer mehr Situationen folgen, in denen das Kind auf sich alleine gestellt sein wird.

Eltern als Experten

Nach der Diagnosestellung durchlaufen Kind und Eltern mehrere Diabetes-Schulungen, um sich mit der Krankheit und der Therapie vertraut zu machen. Wird Diabetes beim Kind bereits in sehr jungen Jahren diagnostiziert, übernehmen die Eltern zunächst alle Therapiemaßnahmen wie Blutzuckermessungen, BE-Berechnungen, Insulininjektionen sowie das Erkennen und Gegensteuern von Unterzuckerungen.

Krankheitsakzeptanz

Ein guter Diabetesverlauf ist dann gegeben, wenn der Patient die Krankheit akzeptiert. Der Grundstein dafür wird bereits im Kindesalter gelegt. Dabei helfen vor allem Erfolgserlebnisse: eine gute Möglichkeit bietet hierbei das selbstständige Bedienen des Blutzuckermessgerätes. Bereits in jungen Jahren kann dem Kind erklärt werden, dass z.B. drei Zahlen auf der Anzeige besser sind als zwei und dass eine 1 als Zahl am Beginn etwas Gutes bedeutet.
Das anfängliche Herantasten an das Blutzuckermessgerät soll im selbstständigen Injizieren der richtigen Insulindosis enden. Als Elternteil ist es dabei wichtig, Vertrauen in das Können des Kindes zu entwickeln.

Die Schulzeit

Im schulpflichtigen Alter angekommen, weiß das Kind über Diabetes, die Therapie und die möglichen Tücken bereits bestens Bescheid. Das Kind ist bereit, die Verantwortung für sich zu übernehmen. Kleine Unterstützungen seitens der Eltern bzw. geschultem Lehrpersonal werden dem Kind, trotz Diabetes, eine angenehme Schulzeit bereiten.

Einige Punkte, die mit dem Kind von Zeit zu Zeit besprochen werden können:

  • Schnelle Kohlenhydrate zum Abfangen einer Unterzuckerung immer mit sich führen (z.B. Glukose-Gel, Traubenzucker, Fruchtsaft). Im Idealfall auch ein paar komplexe Kohlenhydrate zum Nachessen einpacken, damit der Zuckerspiegel dann auch stabil bleibt (z.B. Apfel, Müsliriegel).
  • Wurde das Insulin für die Jause gespritzt, sollte auch alles aufgegessen werden, zumindest aber der Kohlenhydratanteil.
  • Der „Jausen-Tausch“ mit dem besten Freund/ der besten Freundin geht in Ordnung, wenn die BE für die neue Jause gewissenhaft berechnet werden!
  • Auf den eigenen Körper hören. Vermehrter Harndrang kann auf erhöhte Blutzuckerwerte hinweisen.
  • Sich nicht schämen, wenn man Hilfe braucht. Die Lehrkraft bzw. die Eltern unterstützen einen jederzeit gern.

Besondere Situation: Schulsportausflug

Der Schulsportausflug mit den Klassenkameraden ist meist das Highlight des ganzen Schuljahres. Mit den Freunden wird geklettert, geschwommen, Ski oder Rad gefahren oder sich an anderen Sportarten versucht. Das ist alles wunderbar, denn Sport tut unserem Körper unglaublich gut. Das Sporteln verbraucht sehr viel Zucker, was man als Diabetiker einfach berücksichtigen muss. Das heißt vor dem Sport nicht auf das Blutzuckermessen vergessen und bei Bedarf eine Zusatz-BE essen bzw. am Morgen schon das Insulin reduzieren. Mehr Tipps zur Vorbereitung auf den Sport gibt’s hier zum Nachlesen.
Ein solcher Ausflug bietet natürlich mehr unvorhergesehen Situationen als zu Hause oder in der Schule. Damit dennoch die Eltern beruhigt sein können und das Kind den Ausflug genießen kann, kann ein solcher Ausflug „geübt“ werden. Man kann mit dem Kind eine längere Tour mit dem Rad unternehmen, den ganzen Tag Trampolin hüpfen oder sich anders lange sportlich betätigen. Das Kind nimmt an diesem Tag die Therapie völlig in die eigene Hand und die Eltern stehen im Bedarfsfall oder für Fragen jederzeit zur Verfügung. Ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin ist immer die beste Wahl bevor es losgeht!

Eine gewisse Balance zwischen Unterstützung und Kontrolle der Behandlung einerseits und der Anleitung zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung andererseits sollte zwischen Eltern und Kind stets gewahrt werden. Sicherlich keine leichte Aufgabe, aber machbar.

 

Deine Diätologin,

Andrea